Als Alltagsbegleiter in der Seniorenbetreuung sind Sie gemeinsam mit vielen anderen Fachkräften für das Wohl Ihrer Betreuungskunden zuständig. Damit ist die Pflicht verbunden, Ihre Arbeit zu dokumentieren. So haben alle im Team jederzeit einen Überblick über die aktuelle Lage. Doch wie funktioniert diese Dokumentation am besten und worauf sollten Sie dabei achten?
Als Betreuungskraft in der Seniorenbetreuung erleichtern Sie Ihren Betreuungskunden den Alltag. Doch auch viele andere Menschen sind daran beteiligt, sich um die Betreuten zu kümmern. Besonders in der Seniorenbetreuung und in der Altenpflege ist es daher wichtig, sich stets über den Zustand der Betreuten auszutauschen. Denn jeder möchte nur das Beste für die Betreuungskunden – muss dazu aber immer auf dem neuesten Stand sein.
Doch sorgfältige Aufzeichnungen helfen nicht nur dem medizinischen Fachpersonal bei der Arbeit. Die Betreuungs- und die Pflegedokumentation sind sogar Pflicht: So überprüfen die Medizinischen Dienste der Krankenversicherungen (MDK) regelmäßig die Dokumentation der Betreuung. Damit stellt man fest, ob Ihre Pflegeeinrichtung die Pflege- und Betreuungsstandards einhält. Warum ist es besonders bei Senioren so wichtig, auch die Freizeitgestaltung zu dokumentieren?
Gemeinsames Singen, Spaziergänge, Vorlesen oder Bastelangebote: Als Betreuungskraft haben Sie vielfältige Möglichkeiten, das Betreuungsangebot zu gestalten. Dabei ist wichtig, genaue Berichte zu verfassen, in denen Sie Ihre Aktivitäten und deren Verlauf festhalten. Dies ist für Kollegen aus der Pflege eine große Hilfe: Sie können dem Bericht besondere Stimmungen oder Geschehnisse entnehmen und ihren Umgang mit den Senioren entsprechend anpassen.
Viele der Pflegebedürftigen leiden altersbedingt an Demenz oder anderen Erkrankungen. Sie sind aufgrund ihres Krankheitsbilds oft selbst nicht mehr in der Lage, sich an alles zu erinnern. So ist zum Beispiel ein Sturz während eines Spaziergangs schnell vergessen – der blaue Fleck am Bein bleibt aber.
Durch Ihre Dokumentation kann die Pflegekraft genau nachvollziehen, woher dieser blaue Fleck kommt und was genau passiert ist. Dies ist nicht nur für den pflegerischen Umgang wichtig. Auch für den sozialen Kontakt mit den Bewohnern ist eine ausführliche Dokumentation von Vorteil. Denn vielen an Demenz erkrankten Senioren ist es unangenehm, dass Sie Dinge nicht mehr wissen oder sich nicht mehr erinnern können. Nachfragen, auf die die Senioren keine Antwort haben, führen zu Frustration. Hier bringt die Betreuungsdokumentation eine hilfreiche Unterstützung, um Missverständnisse oder Spannungen zu vermeiden.
Damit in einer Einrichtung alles zum Wohl der Senioren abläuft, gibt es regelmäßige Kontrollen durch die MDK. Sie überprüfen, ob die Betreuungsleistungen angemessen sind, die Qualität in der Pflege stimmt und ob Pflege- und Betreuungsstandards eingehalten werden. Kontrollen werden in allen Betreuungsformen durchgeführt: Ob ambulanter Pflegedienst, Tagespflege oder Pflegeheim.
Was genau die MDK prüfen und wozu Pflegeeinrichtungen verpflichtet sind, ist in Sozialgesetzbuch XI Paragraph 112 verankert:
„(2) Die zugelassenen Pflegeeinrichtungen sind verpflichtet, Maßnahmen der Qualitätssicherung sowie ein Qualitätsmanagement nach Maßgabe der Vereinbarungen nach § 113 durchzuführen, Expertenstandards nach § 113a anzuwenden sowie bei Qualitätsprüfungen nach § 114 mitzuwirken. Bei stationärer Pflege erstreckt sich die Qualitätssicherung neben den allgemeinen Pflegeleistungen auch auf die medizinische Behandlungspflege, die Betreuung, die Leistungen bei Unterkunft und Verpflegung (§ 87) sowie auf die Zusatzleistungen (§ 88).“
Betreuungsberichte tragen zur oben genannten Qualitätssicherung bei. Auch Sie als Betreuungskraft in der Seniorenbetreuung sind gesetzlich zur Dokumentation verpflichtet. In der Ausbildung zum Betreuungsassistent werden bereits die wichtigsten Regeln rund um die Betreuungsdokumentation vermittelt. Dennoch unterscheidet sich das Vorgehen von Einrichtung zu Einrichtung.
Als Betreuungskraft in der Altenpflege gestalten Sie den Alltag in Ihrer Einrichtung maßgeblich mit. Daher ist Ihr Betreuungsbericht für die komplette Pflegedokumentation von großer Bedeutung. Nicht immer fällt es leicht abzuschätzen, welche Inhalte für einen Betreuungsbericht relevant sind. Auch sollten Sie sich vorab darüber im Klaren sein, dass es verschiedene Arten der Betreuungsdokumentation gibt:
Form der Dokumentation | Für wen? | Beinhaltet: |
Wochen- und Stundenplan erstellen | Für die ganze Gruppe und jeden Bewohner | Hier planen Sie die Aktivitäten, die Sie mit allen Bewohnern gemeinsam vorhaben. Für Einzelbetreuungen von Betreuungskunden gibt es jeweils einen eigenen „Stundenplan“ |
Nachweis der Betreuungsleistungen, Beobachtungen | Für jeden Bewohner im Anschluss an die Aktivitäten | Hier bestätigen Sie, dass Ihre Beschäftigungsideen tatsächlich umgesetzt wurden. Außerdem beschreiben Sie Ihre Eindrücke, die Sie von den Teilnehmenden hatten. |
Als Betreuungskraft sind Sie durch Ihr spezielles Wissen und Ihre Fähigkeiten im sozialen und mitmenschlichen Bereich oft sehr nah an den Senioren. Daher ist Ihre Rolle als Alltagsbegleiter in der Dokumentation nicht zu unterschätzen. Neben der Form, in der Sie die Beschäftigungsangebote dokumentieren, ist auch die detaillierte Beschreibung wichtig. Doch wie gehen Sie im am besten vor, wenn Sie Ihre Aktivitäten und Beobachtungen schildern?
„Ordnung ist das halbe Leben“ – dieses Motto gilt auch für die Formulierung Ihrer Betreuungsberichte. In der Dokumentation ist wichtig, dass keine Lücken zu finden sind. Planen Sie genau, wann Sie welche Aktivitäten mit den Bewohnern durchführen möchten. Eine empfehlenswerte Form hierfür ist der Stunden-/ oder Wochenplan.
Dieser Teil der Dokumentation findet vor den eigentlichen Betreuungsleistungen statt.
Schritt für Schritt können Sie dabei wie folgt vorgehen:
Durch die Planung mit einem Stunden-/ Wochenplan erledigen sie zwei Dinge auf einmal: die erste Hälfte der Dokumentation ist damit erledigt. So können Sie sich im im nächsten Schritt auf besonderes Verhalten oder Ähnliches konzentrieren.
Besonders für Menschen, die krankheitsbedingt an Verwirrtheit oder unter Demenz leiden, kann ein solcher Plan Struktur schaffen und so die Lebensqualität steigern. Das ist eine große Unterstützung im Alltag. Für Pflegende oder Angehörige bietet er zudem einen zeitlichen Überblick: Besuche oder ärztliche Maßnahmen lassen sich leicht terminieren.
Montag | Dienstag | Mittwoch | Donnerstag | Freitag | Samstag | Sonntag | |
Zeitraum | 14:30- 15:30 Uhr | 10-12 Uhr | 17-18 Uhr | 15:30-16:30 Uhr | |||
Aktivität | Vorlesen von Märchen | Ballspiele für Jedermann | Spaziergang zur Eisdiele | Angehörigen-café | |||
Wer macht mit? | Alle, die Lust haben | Die ganze Gruppe 2 | Frau Müller, Herr Maier, Herr Günther, Frau Peters | Sie dürfen Ihre Liebsten zu Kaffee und Kuchen einladen |
Dass Geschehnisse und Ihre Beobachtungen richtig festgehalten werden, ist für das Wohl Ihrer Betreuungskunden sehr wichtig. Auf diese Punkte sollten Sie bei der Aktivität und der Erstellung Ihres Berichts achten:
Konnte Frau P. sich selbst aufrichten? Wie erging es Herrn J. beim Treppensteigen? Empfand Frau S. den Spaziergang aktivierend?
War Frau K. beim Gesprächskreis gut gelaunt? Wurde Herr Z. übergriffig durch Aggressionen?
Hat Herr R. Fortschritte beim Ballspiel gemacht? Erinnerte sich Frau V. bei der Diashow an etwas Besonderes? Greift Frau K. wieder öfter zu einem Buch?
Kann Frau D. wieder selbstständig trinken? Merkt Herr W., wenn er zur Toilette muss? Muss die Pflegekraft Frau S. immer noch an die Medikamenteneinnahme erinnern?
Wie geht es Frau G. mit ihrer gebrochenen Hand? Ist Herr P. durch sein Gespräch mit dem Arzt verändert?
Hat Herr O. in letzter Zeit vermehrt Zeit mit Frau T. verbracht? Ist Frau J. zunehmend gestresst durch Spannungen mit Herrn B.?
Als Alltagsbetreuer sind Sie darauf spezialisiert, solche Entwicklungen wahrzunehmen. Dennoch ist es eine Herausforderung, diese Beobachtungen und Situationen in Worte zu fassen und schließlich zu verschriftlichen. Formulierungshilfen sind eine wertvolle Unterstützung bei der Anfertigung eines Berichts.
Oft ist es schwierig, für Beobachtetes die richtigen Worte zu finden. Sie stehen vor der Aufgabe, die Verfassung der Senioren zu dokumentieren. Wichtiges darf nicht unter den Tisch fallen. Zugleich sollte der Bericht nicht allzu ausführlich ausfallen. Wie lässt sich dies am besten lösen? Und welche Formulierungshilfen bieten sich für die Seniorenbetreuung an?
Sie tun keinem der Senioren einen Gefallen, indem Sie bestimmte Vorfälle verschweigen. Auch wenn eine Person übergriffig wird oder ein auffälliges Verhalten zeigt, müssen Sie das dokumentieren. Bei Menschen mit Demenz ist die Aufzeichnung von Verhaltensänderungen extrem wichtig.
Nur so können die behandelnden Ärzte das Krankheitsbild besser einschätzen, Diagnosen stellen und beispielsweise die medikamentöse Behandlung anpassen. Wenn Herr K. also aus Frust übergriffig wird, erwähnen Sie das: „Herr K. wirkte während des Ballspiels aufgebracht. Als er einen Ball nicht fangen konnte, schien er sich sehr zu ärgern und packte daraufhin Frau B. heftig am Arm und schüttelte Sie.“
Während Pflegende die medizinische Versorgung übernehmen, sind Sie als Betreuungskraft für gemeinsame Stunden da. Sie bauen über die Zeit ein Vertrauensverhältnis zu den Betreuten auf. Über diese gewachsene Beziehung fällt es Ihnen leichter, Fort- oder Rückschritte der Senioren zu beurteilen. Auch besondere Momente oder Ereignisse sind von Bedeutung.
Wenn Sie mit Frau B., die mittelschwere Symptome einer Demenz aufweist, ein Eis essen gehen und Sie einen bestimmten Vogel erkennt, ist das erwähnenswert: „Beim anschließenden Spaziergang im Park schien Frau B. beeindruckt von den Vögeln. Sie erkannte die Blaumeisen und Amseln. Im anschließenden Gespräch erzählte Sie, dass Sie diese als Kind immer mit Ihrem Vater beobachtet hatte.“
Sie als Betreuungskraft haben viele Fähigkeiten und Qualifikationen. Wichtig bei Ihrer Formulierung in der Dokumentation ist dennoch immer, dass Sie nicht von Tatsachen sprechen, sondern Ihre Beobachtungen als solche beschreiben. Nicht alles, was Sie von außen als Grund ausmachen, muss tatsächlich der Ursache entsprechen. Das gilt, auch wenn Ihnen Ihre Betreuungskunden sehr am Herzen liegen und Sie sie gut kennen. Das sollte in Ihrem Betreuungsbericht deutlich werden.
Wenn ein Patient also beim Vorlesen Tränen in den Augen hat, dann schreiben sie besser nicht „Herr K. war beim Lesen traurig und niedergeschlagen.“, sondern formulieren Sie Aussagen eher so: „Herr K. schien beim Vorlesen sehr emotional. Ich konnte Tränen in seinen Augen erkennen.“
Einige Ausdrucksweisen und Formulierungshilfen helfen Ihnen, bei der Dokumentation Ihre Eindrücke festzuhalten:
Diese Formulierungshilfen unterstützten Sie dabei, Ihre Beobachtungen nicht als feststehende Aussagen, sondern als Eindrücke zu schildern.
Als Betreuungskraft sind Sie Teil einer Pflegeeinrichtung, einer Tagespflege oder eines ambulanten Pflegedienstes. Zum Wohl der Betreuungskunden ist eine enge Zusammenarbeit mit allen Kollegen Pflicht. Betreuungskräfte arbeiten mit Pflegenden und Ärzten eng zusammen.
Betreuungs- und Pflegeberichte sowie Dokumentationen helfen, die aktuellen Gemüts- und Gesundheitszustand der Senioren zu erfassen und besser zu beurteilen. Zugleich dienen Betreuungsberichte der Qualitätssicherung in Ihrer Einrichtung. Da die Standards von den MDK regelmäßig kontrolliert werden, ist eine sorgfältige Dokumentation unumgänglich.