Es gibt wohl kaum ein beliebteres Brettspiel in der Sozialen Betreuung als das bewährte "Mensch-ärgere-dich-nicht". Wirklich zu recht? Manche demenzkranke Pflegekunden sind damit überfordert, kognitiv agile Personen langweilen sich. Lesen Sie hier Variationen, durch die garantiert wieder alle Teilnehmer Freude am Spiel haben.
Vorbereitung
Bauen Sie das Spiel auf. Stellen Sie die Stühle so um einen kleineren Tisch, dass alle Mitspieler das Spielbrett gut erreichen können. Beachten Sie Plätze für Rollstuhlfahrer.
So wirds gemacht
Begrüßung
Begrüßen Sie die Teilnehmer und führen Sie das Angebot ein: „Ich möchte Sie zu einer Runde ‚Mensch-ärgere-dich-nicht‘ einladen. Heute spielen wir es ein wenig anders als sonst.“
Ablauf
- Die klassischen Spielregeln dieses Spiels kennen Sie. Deshalb werden hier nur Spielvarianten beschrieben: Für Pflegekunden mit einer mittelschweren Demenz und für orientierte Pflegekunden.
- Spielvarianten für Demenzerkrankte: Spielen Sie das Spiel mit zwei Würfeln. Dadurch verkürzen Sie die Spielzeit und Personen mit einer eingeschränkten Konzentrationsdauer können bis zum Spielende mitmachen. Die Teilnehmer benutzen nicht vier Spielfiguren sondern nur zwei. Wenn Sie „Mensch-ärgere-dich-nicht“ ohne Rausschmeißen der gegnerischen Spielfiguren spielen, verkürzen Sie die Spieldauer weiter und Personen mit einer geringen Frustrationstoleranz regen sich nicht auf, wenn ihre Spielfigur herausgeworfen wird. Ihre Pflegekunden dürfen mit einer Spielfigur, wenn sie keine Figur auf dem Spielfeld haben, direkt das Spielfeld betreten, auch wenn keine 6 gewürfelt wurde.
- Spielvarianten für orientierte und sehr geübte Personen: Sobald eine Spielfigur auf eine Ecke in der Spielmitte trifft, darf abgekürzt werden: Die Spielfigur springt auf die Gegenüberliegende Ecke. Der Weg zum Ziel verlängert sich allerdings, wenn Ihre Pflegekunden kurz vor ihren Häuschen auf das Eckfeld treffen und mit ihrer Spielfigur zur gegenüberliegenden Ecke springen müssen. Weitere Spielvarianten: Hat man eine Zahl gewürfelt, mit der man einen Hintermann schlagen kann, so geht man die entsprechende Zahl zurück und wirft den Gegner raus. Dabei kann es vorkommen, dass man direkt vor dem eigenen Haus landet, obwohl man gerade erst mit einer Spielfigur gestartet ist. Wenn man versäumt, eine gegnerische Spielfigur rauszuschmeißen obwohl man die Möglichkeit dazu gehabt hätte, wird die eigene Spielfigur rausgeschmissen.
- Denken Sie zwischendurch an Trinkpausen.
Beendigung
Räumen Sie zusammen mit den Teilnehmern das Spiel auf und trinken Sie zum Abschluss die Wassergläser leer. Bedanken Sie sich bei den Teilnehmern für das schöne Spiel und bringen Sie sie ggf. an den gewünschten Ort.
Wichtig
- Unterstützen Sie Pflegekunden, die aus motorischen oder kognitiven Gründen nicht mehr ganz alleine spielen können.
- Gehen Sie auf kreative Spielregeln Ihrer Pflegekunden ein.
- Achten Sie darauf, dass die Spieler ungefähr die gleichen kognitiven Voraussetzungen haben.
- Geben Sie Acht, dass der Spaß im Vordergrund steht, nicht das Gewinnen.
- Es kann sein, dass die neue Spielart manche Pflegekunden irritiert, da sie das Spiel anders kennen. Animieren Sie die Personen weiterzuspielen und erklären Sie kurz, warum Sie das Spiel heute mal anders spielen möchten.
Variation der Durchführung
- Veranstalten Sie zwei Spielrunden gleichzeitig. Dafür sind zwei Betreuungskräfte wichtig, damit Sie Ihren Pflegekunden die nötige Unterstützung bieten können.
- Benutzen Sie zum Würfeln einen großen Schaumstoffwürfel. Dadurch fordern Sie die Grobmotorik Ihrer Pflegekunden.
Nachbereitung
Räumen Sie das Spiel wieder an seinen Platz. Stellen Sie die ursprüngliche Sitzordnung wieder her.
Reflexion und Dokumentation
- Wie hat Ihr Pflegekunde das Angebot angenommen?
- War die Dauer des Spiels für Ihren Pflegekunden angemessen?
- Was würden Sie beim nächsten Mal verbessern?