Diese Übung mag sehr einfach wirken, hat jedoch einen äußert positiven Effekt auf das Nervensystem Ihrer Gäste. Ist das Gehirn damit beschäftig, den Raum genau zu betrachten, gibt dies Orientierung. Das gleichzeitige Bewegen des Kopfes mit der Konzentration, was es zu sehen gibt, signalisiert dem Nervensystem Sicherheit. Ihr Gast orientiert sich im Hier und Jetzt. Das fördert gleichzeitig die Konzentration. Es ist zu empfehlen, diese Übungen regelmäßig anzubieten, z.B. immer bevor Sie ein Gruppenangebot machen.
Vorbereitung
Idealerweise haben Sie vor dem Angebot für sich selbst eine kleine Entspannungsübung gemacht, z.B. eine Atemübung. Denn Ihre Entspannung und Ruhe überträgt sich auf die Gruppe.
So wirds gemacht
Begrüßung
Begrüßen Sie die Teilnehmer und führen Sie das Angebot ein: „Wir betrachten den Raum wie ein Gemälde.“
Ablauf
- Laden Sie Ihre Gäste ein, sich bequem hinzusetzen, ggf. unterstützen Sie dabei. Begrüßen Sie jeden Gast mit Namen. Erkundigen Sie sich nach dem Befinden Ihrer Gäste, fühlen sie sich z.B. eher entspannt, aufgeregt oder müde? Jeder Gefühlszustand darf sein und verdient Beachtung. Manche Gäste werden ggf. nicht antworten können. Dann können Sie über Ihre wohlwollende Beobachtung unterstützen, indem Sie z.B. sagen „Frau Meyer, Sie wirken ganz konzentriert. Schön, dass Sie dabei sind.“ Ziel dieser Runde ist es, dass sich jeder Gast gesehen und als Mitglied der Gruppe fühlt, egal ob er müde, traurig oder munter ist.
- Motivieren Sie Ihre Gäste zum Mitmachen, indem Sie erläutern, dass diese Übung dazu beiträgt, das eigene Nervensystem zu beruhigen. Das ist nicht nur für den Körper gut, sondern fördert die Konzentration und bringt eine wohltuende Entspannung. Laden Sie Ihre Gäste ein, den Raum langsam zu betrachten, als wäre er ein Gemälde. Der Kopf darf sich mitbewegen und die Augen wandern langsam durch den Raum, von der einen zur anderen Seite, von oben nach unten, von hinten und nach vorne. Ihre Gäste nehmen in Stille wahr, was sie sehen.
- Befragen Sie Ihre Gäste, wie es Ihnen nach der Übung geht. Hat sich etwas verändert, ist es gleich geblieben? Betonen Sie noch einmal, dass Ihre Gäste mit dieser Übung etwas Gutes für ihr Nervensystem getan haben.
Beendigung
Bedanken Sie sich bei Ihren Gästen für das Mitmachen.
Wichtig
- Erlaubt ist, was gefällt. Laden Sie Ihre Gäste ein, auf das eigene Wohlbefinden zu achten. Die Übung darf jederzeit individuell abgewandelt werden. Fällt einem Gast z.B. das Drehen des Kopfes schwer, schaut er nur mit den Augen im Raum hin und her.
- Anfänglich mag diese Übung für Ihre Gäste ungewohnt sein. Aber dadurch, dass Sie die Übung mitmachen, können sie sich an Ihnen orientieren. Mit der Zeit wird es ein lieb gewonnenes Ritual werden.
Variation der Durchführung
- Bei seheingeschränkten Gästen oder mit geschlossenen Augen funktioniert die Orientierung, indem sich die Person den Raum vor dem inneren Auge vorstellt. Dann sprechen Sie nach und nach langsam an, was Sie sehen. Bauen Sie Pausen ein, damit Ihr Gast Zeit hat, sich das Bild innerlich vorzustellen. Sagen Sie z.B.: „Links sehe ich den Kühlschrank, er ist blau und hat ein Gefrierfach – Pause – daneben ist der Eingang mit einer weißen Tür – Pause – …“ etc. Es empfiehlt sich, die Anleitung immer in der gleichen Reihenfolge anzubieten.
- Spielerische Variante: wenn die Gruppe eher in einem hohen Aktivitätszustand ist. Lassen Sie Wörter finden von Gegenständen im Raum. Diese werden in den Raum gerufen. Die Wortpaare sollen keinen Sinn ergeben. Denn allein durch das Sehen der Gegenstände und das Zusammensetzen der Wörter, wird das Nervensystem trainiert, z.B. Fenster-Tisch, Vasen-Stuhl, Stift-Teller. Lachen ist übrigens erlaubt.
- Wenn Ihre Gäste mehr Vorgaben benötigen: Laden Sie dazu ein, während Ihre Gäste durch den Raum schauen und den Kopf dazu bewegen, z.B. innerlich 3 rote Dinge zu zählen, alternativ andere Farben, oder runde, eckige, schöne Dinge. Variante: Mögen Ihre Gäste nicht allein zählen, können die Dinge ausgesprochen werden, z.B. ich sehe eine rote Vase. Lassen Sie dann Zeit, bis alle die Vase gefunden haben. Dann wird der zweite rote Gegenstand gefunden usw.
- Diese Übung ist auch für eine Einzelbegleitung gut geeignet.
Nachbereitung
Begleiten Sie Ihre Gäste wieder an den gewünschten Platz.
Reflexion und Dokumentation
- Konnten Ihre Gäste sich auf die Übung gut / weniger gut / gar nicht einlassen?
- Gab es Veränderungen / keine Veränderung im Befinden Ihrer Gäste im Vergleich vor und nach der Übung?
- Beschreiben Sie, was gut funktioniert hat und was ggf. nicht gut funktioniert hat, damit Sie Ihr Angebot anpassen können.